Einige unserer Mitglieder nehmen aktiv und erfolgreich an Ballonmeisterschaften teil. Im ersten Moment hört sich das etwas komisch an, Ballonmeisterschaft. Viele denken dann auch erst mal an Schnelligkeit und Geschwindigkeit. Das es aber bei unseren unlenkbaren Ballonen tatsächlich um Präzision und Genauigkeit geht, erscheint erst einmal seltsam bis unmöglich.

Wie funktioniert ein Ballon-Wettkampf?

In einem Wettkampf versucht der Wettbewerbsleiter anhand der vorhandenen Wind- und Wettersituation den Piloten Aufgaben zu stellen (meist 3-5 pro Fahrt) bei denen sie „mit dem Wind“ zu vorgegebenen Zielen fahren oder Winkel, Ellbogen und Dreiecksflächen aufspannen müssen.
Es geht also in der Tat meistens um Präzision.

Wie das möglich ist? Ganz einfach, die Luft über unseren Köpfen ist wie eine Schwarzwälder Kirschtorte. Die Luft hat verschiedene Schichten in denen der Wind in verschiedene Richtungen weht. Das nutzen wir Ballonfahrer aus, um mal nach links und mal nach rechts „abzubiegen“. Manchmal sind das nur wenige Grad Abweichung, manchmal geht es auch wieder genau entgegengesetzt zurück.

Das bringt uns in die Lage, ein vorgegebenes Ziel selbst nach einigen Kilometern Anfahrt mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern exakt zu überfahren. Im Wettkampf lassen wir dann als Markierung ein kleines, ca. 70 Gramm schweres „Säckchen“ am Zielkreuz fallen welches dann später von den Offiziellen und Schiedsrichtern vermessen wird.

Über mehrere Fahrten bewältigen die Teilnehmer somit eine Vielzahl von Aufgaben. Für jede Aufgabe erhält ein Teilnehmer, je nach Ergebnis, bis zu 1000 Punkte. Diese Punkte werden addiert und somit ergibt sich zum Ende des Wettbewerbs das Endergebnis.

Nationale und internationale Wettbewerbe

Einige Wettbewerbe werden als „Ranglistenwettbewerb“ ausgeschrieben. Das Ergebnis jedes Teilnehmers fliest dann in die nationale Rangliste mit ein.
Alle zwei Jahre findet die deutsche Meisterschaft statt. Auch diese fließt in die Rangliste mit ein. Die sechs besten Piloten bilden die Nationalmannschaft. Diese hat die Chance an der Europameisterschaft – und je nach Ergebnis an der Weltmeisterschaft teilzunehmen.

Auch die jugendlichen Piloten können basierend auf ihren Leistungen an der Junioren-EM oder Junioren-WM teilnehmen.

Wahl des Startplatzes

  • Der Wettbewerbsleiter kann einen gemeinsamen Startplatz vorgeben. Meist findet hier nochmal ein kurzes Briefing statt. Durch eine Flagge wird dann die Erlaubnis für das Aufrüsten erteilt.
  • Die Teilnehmer müssen sich einen Startplatz suchen. Dabei wird von ihnen strategisch vorgegangen, um alle Ziele möglichst gut erreichen zu können. Der darf nach einer vorgegebenen Uhrzeit erfolgen.

Wertung der Aufgaben

Um eine Wertung für eine Aufgabe zu erfassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Diese können auch kombiniert werden.

  • Marker: Ein Marker ist ein Sandsäckchen mit einem langen Flatterband. Dieser wird an einem Zielkreuz vom Piloten aus dem Korb geworfen bzw. fallen gelassen. Von dem Messteam wird dann der Abstand von der Mitte des Zielkreuzes zum jeweiligen Marker gemessen.
  • GPS-Track: Der Pilot hat im Korb einen GPS-Tracker der die gefahrene Strecke sowie die Höhe aufzeichnet. Über diesen kann dann errechnet werden, wie weit ein Pilot vom Ziel entfernt war, wie viel Strecke er zurück gelegt hat, …
  • Logger: Der elektronische Logger ist eine Mischung aus den beiden oben genannten Methoden. Er zeichnet den GPS-Track auf und der Pilot kann virtuelle Marker setzen, um zum Beispiel ein Marker für ein 3D-Ziel in der Luft zu setzen.

Aufgabentypen

Für Ballonwettbewerbe wurde von der Internationalen Ballonkomission ein Regelwerk herausgegeben. Diese wurde vom Deutschen Freiballonsport-Verband übersetzt und angepasst.
Darin sind die Regeln sowie Aufgaben niedergeschrieben.

Für viele Aufgaben gibt es Variationen. Zum Beispiel kann der Wettbewerbsleiter auswählen, ob die Aufgabe innerhalb eines bestimmten Zeitfenster zu erledigen ist oder innerhalb eines Wertungsgebietes. Auch kann der Wettbewerbsleiter festlegen, ob der Marker frei abgeworfen werden darf – d.h. auch geschleudert – oder fallen gelassen werden muss.

Hier ein Auszug der Aufgabentypen mit vereinfachter Erklärung

Fly In (FIN)

Bei der Disziplin „Fly In“ wird von der Wettbewerbsleitung ein Ziel vorgegeben. Die Teilnehmer suchen ihren eigenen Startplatz mit der vorgegebenen Mindestentfernung zum Ziel, von dem sie mit ihren Ballonen aufsteigt und zu einer markierten Stelle fahren. Je nach Aufgabenstellung kann der Heißluftballonpilot den Marker werfen oder auch nur fallenlassen. Beim Fallenlassen darf man den Marker nur vom Ballonkorbrand rutschen lassen. Nur die Schwerkraft darf auf den Marker wirken und die Hand des Piloten darf den Ballonkorb nicht verlassen. Für einen Verstoß gegen diese Vorgaben oder z.B. auch eine Bodenberührung werden von der Wettbewerbsleitung Strafpunkte vergeben.

Fly On (FON)

In der Disziplin „Fly On“ wählt der Ballonpilot sich selbst das Ziel aus an das er möglichst nah den Marker ablegen will. Heutzutage geschieht dies meist durch Deklaration in unserem elektronischen Logger und auch das deklarierte FlyOn-Ziel liegt meist virtuell in der Luft (ein sogenannter 3D-Stern in der Luft). D.h. hier muss ich nicht nur 2-Dimensional ein Ziel am Boden treffen, sondern sogar noch 3D die korrekte Höhe beim durchfahren des Ziels haben.

Qual der Wahl (HWZ)

Die Wettbewerber wählen während der Fahrt im Heißluftballon eines von mehreren Zielen. Wieder muss der Pilot seinen Marker möglichst nah an einem Ziel absetzen. Die kleinste Distanz zum nächsten Zielpunkt gewinnt den Wettbewerb. Die Gefahr besteht hierbei darin, seine Entscheidung so lange hinauszuzögern bis man in seinem Ballon genau zwischen zwei Zielen hindurchfährt. Die Piloten versuchen sich alle Windrichtungen und Taktiken offen zu halten, was oft dazu führt, dass sie an Zielen vorbeifahren.

Fuchsjagd (HNH)

Bei der Fuchsjagd wird ein Pilot in seinem Heißluftballon zum Fuchs ernannt. Dieser bekommt einen gewissen Vorsprung nach dem die Teilnehmer des Wettbewerbs wie Hunde bei einer Jagd den Fuchs verfolgen. Dieser Ballon landet (meist nach 45 – 60 min) und legt ein Zielkreuz aus, an dem die anderen Ballonfahrer ihren Marker wieder möglichst nah ablegen sollen.

Selbst gewähltes Ziel (PDG)

Hier muss jeder Pilot vor dem Start ein individuelles Ziel wählen, an dem er aus seinem Heißluftballon einen Marker möglichst nah ablegen möchte. Dieses Ziel wählt der Ballonpilot anhand der ihm zur Verfügung stehenden Information zu Windgeschwindigkeit und Windrichtung sowie der Aufgabenstellung. Meist werden minimale und maximale Entfernung vom gemeinsamen Startplatz sowie eine Wertungsperiode vorgegeben.

Vorgegebenes Ziel (JDG)

Ein Ziel wird von der Wettbewerbsleitung festgelegt. Dies können Koordinaten in der Luft oder ein Zielkreuz auf dem Boden sein. Der Teilnehmer muss möglichst nah an das Ziel herankommen und mit den physischen oder elektronischen Marker eine möglichst kurze Distanz zum Ziel erreichen.

Minimum Distance mit Zeitvorgabe (MDT)

Von einem gemeinsamen Startpunkt versucht der Heißluftballon-Pilot eine möglichst kurze Distanz in vorgegebener Zeit zurückzulegen. Hierbei entscheidet sich der Teilnehmer meist möglichst tief zu fahren, um durch die am Boden herrschenden meist langsamen Winde langsam zu fahren. Eine andere Möglichkeit ist es in höheren Luftschichten wieder zurückzufahren und die Distanz zum Startpunkt wieder zu verkürzen. Das Ergebnis, das zu minimieren ist, wird nach einer festgelegten Zeit zwischen dem Heißluftballon und dem Startpunkt gemessen.

Maximum Distance mit Zeitvorgabe (MDT)

In diesem Wettkampf geht es für den Heißluftballonpiloten darum, in einer vorgegebenen Zeit eine möglichst große Distanz zu fahren. Der Startpunkt wird ihm hierbei von der Wettkampfleitung vorgegeben. Gemessen wird der am weitesten vom Startpunkt entfernte Mess- oder Trackpunkt. Beliebt ist es, diese Aufgabe bei besonders schwachen Windgeschwindigkeiten zu stellen. Hierbei ist es dann besonders schwierig eine geeignete, etwas schnellere Luftströmung zu finden.

Ellenbogen (ELB)

Das Ziel dieser Disziplin besteht darin, die größtmögliche Richtungsänderung zu erreichen. Dies erreicht man lediglich durch eine Veränderung der Fahrthöhe und des Ausnutzens der verschiedenen Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten in den unterschiedlichen Luftschichten. Es werden insgesamt 3 elektronische Marker im Logger ausgelöst. Marker A hat noch keine große Bedeutung. Nachdem der Ballonpilot diesen gesetzt hat versucht er beispielsweise so weit nach links zu fahren wie es geht. Danach loggt er den nächsten Marker B ein. Wieder versucht der Pilot mit seinem Ballon eine größtmögliche Richtungsänderung, im Optimalfall also in Richtung des ersten Markers A. Entscheidend ist der Winkel ABC. Man zieht 180° von dem geflogenen Ergebnis ab. Danach gewinnt der Heißluftballonpilot mit dem größten Ergebnis. Die Länge der Schenkel des Dreiecks, also die Strecken A-B und B-C sind hierbei durch Strecke oder Zeit von der Wettkampfleitung vorgegeben.

Minimum Distance mit zwei Markern (MDD)

In diesem Wettbewerb ist es das Ziel, zwei Marker in unterschiedlichen Wertungsgebieten und möglichst nah zueinander abzusetzen oder zwei Trackpunkte zu erzeugen. Beliebt ist hierbei, diese beiden Wertungsgebiete in Form zweier mit den Spitzen zueinander zeigenden Dreiecken anzulegen. Hierbei ist es schwierig für eine gute Wertung den Marker genau in die Spitzen der Dreiecke zu werfen, wobei der eine oder andere Marker aufgrund der Höhe und Aufprallgeschwindigkeit wieder aus dem Wertungsgebiet hinausspringt und ungültig wird.

Winkel (ANG)

Bei dieser Disziplin gibt die Wettkampfleitung eine Zielrichtung vor. Aufgabe ist es dann für den Piloten im Heißluftballon möglichst weit von dieser Richtung abzuweichen. Durch Navigieren in verschiedenen Luftschichten versucht der Pilot Luftschichten zu finden, in denen andere Windbedingungen herrschen mit deren Hilfe er möglichst wieder in Richtung des Startpunktes navigiert.