Ein Bericht von Hilmar Krause

Am 24. März 1996 starten Heißluftballone vom Nürnberger Flughafen zur 1. Nürnberger Fuchsjagd. Damals startete ich mit dem D-LIZZY als Fuchspilot.

Wenige Jahre später wurde dann der FrankenBallonCup initiiert. Als Veranstaltungstermin wurde der jeweils letzte Sonntag im Februar festgelegt. Als Ausweichtermin gilt gegebenenfalls der Sonntag 14 Tage später. Es wurde festgelegt, dass der Sieger der immer als Fuchsjagd durchgeführten Luftfahrtveranstaltung, die Ehre hat, im darauffolgenden Jahr selbst als „Fuchs“ starten zu dürfen. Auf diese Weise steht kein Sieger unter dem Druck seinen Titel verteidigen zu müssen und alle anderen bekommen eine etwas größere Chance beim nächsten mal erfolgreicher zu sein. Obwohl ich seit 1999 jedes Jahr als Teilnehmer im Wettbewerb mitfuhr, kam ich dem Zielkreuz nie mehr so nahe, wie 1996, als ich es schon bei der Ballonfahrt dabei hatte.

Aber dann kam der 23. Februar 2003 und gegen halb zehn Uhr sammelten sich gut 20 Ballonteams aus halb Deutschland in der nähe des Nürnberger Flughafens. Der „Cateringservice“ beim Einchecken wurde durch den Vereinssponsor „Der Beck“ ermöglicht, der fruchtiges Plundergebäck für alle kostenlos bereit stellte. Einen kleinen Schrecken bekam ich, als ich auf der offiziellen Teilnehmerliste neben meinem Namen anstelle des „Loony-Ballons“, mit dem ich mich angemeldet hatte, das amtliche Kennzeichen des Ballons vorfand, mit dem ich in den vier Vorjahren teilnahm. Doch in der offiziellen Veranstaltungsgenehmigung war alles richtig festgehalten und so durfte ich dann doch mitmachen.
2002 feierte unser Ballonfahrverein Nürnberg sein 25 jähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsauflage des FrankenBallonCups kam Ballonpilot Jens Klähn dem damaligen Fuchsballonpiloten Thomas Fink am nächsten. Deshalb trat Jens aus Würzburg 2003 bei uns erstmals als Fuchsballonpilot an. Am späten Vormittag kam der leicht böige Wind mit mindestens zehn Knoten aus südlicher bis südöstlicher Richtung. Dennoch machten sich alle Ballonteams im Konvoi auf zum Flughafengelände. Der Kern des Hochdruckgebiets „Helga“ rückte von Nordosten her näher an Nürnberg heran. Es war also mit einer Windabnahme im Nachmittagsverlauf zu rechnen.
Doch als Jens mit seinem SACHS-Ballon mittags abhob, war es in allen gestatten Fahrthöhen noch sehr windig. Rasch entschwebte er in Richtung Tennenlohe. Nach und nach machten auch alle anderen Teams ihre Ballone startklar. Und als die „Meute“ der Teilnehmer am frühen Nachmittag peu á peu abhob, ließ der Wind dann in der Tat langsam immer mehr nach.
Für die 19,7 km weite Strecke vom Nürnberger Flughafen bis zum ersten Landepunkt im Seebachgrund bei Hannberg benötigte Jens eine Stunde und zehn Minuten. Als ich mit dem 6800 m³ großen Loony-Ballon [D-OICR] über dem dort ausgelegten Zielkreuz ankam, war ich schon eine Stunde und 40 Minuten in der Luft. Weil der Wind in den untersten Luftschichten immer weiter nach links drehte, hatte ich nur die Chance zum Ziel zu gelangen, indem ich zwischen Kosbach und Heßdorf auf über 3500 ft MSL [1050 m ü. N. N.] aufstieg. Dank meines Transponders erteilte mir die zuständige Luftaufsichtsselle, Langen RADAR, hierfür problemlos eine Freigabe. In einer Höhe von bis zu 4000 ft [1220 m] konnte ich soweit nach rechts versetzen, dass ich beim anschließenden Abstieg vom Wind sehr genau auf das Ziel hin getrieben wurde.

So dicht kam ich bei einer Ballonfahrt zuletzt am 10. Januar 1997 an ein Zielkreuz heran, als ich zusammen mit Werner Lorenz im Rahmen der Wintermontgolfiade von Neustadl aus nach Süden den Kurpark von Ruhpolding ansteuerte. Damals warf ich den Marker ungeschickterweise in einem so hohen Bogen aus dem Ballonkorb, dass er sich über mir im Gasschlauch beim Brennerrahmen verfing. Bis ich den Marker dann wieder befreit hatte, waren wir schon wieder zehn Meter weiter gedriftet. Bei der Siegerehrung bekam ich damals als Trostpreis auf dem fünften Rang eine kleine stabile Taschenlampe; die mir dann lange gute Dienste leistete!

Trotz meines Markerabwurfs so nah am Zielkreuz westlich des Hannberger „Schlittschuhweihers“ war mir klar, dass ich noch lange nicht gewonnen hatte.
Im Gegensatz zur Teilnahme in den Vorjahren startete ich nicht mit den letzten, sondern schon im Mittelfeld. Es konnten also theoretisch noch weitere acht Piloten nach mir am Zielkreuz markern. Und auch schon bevor ich zum Ziel kam waren einige Teilnehmer recht gut hin gekommen. Doch das Zielkreuz war eine „Spezialanfertigung“ von mir für besonders weiße Schneefelder.
Wie man auf der/den Aufnahmen erkennen kann, schaute aus dem Schnee streifenweise die braune Erde heraus, was das Zielkreuz aus großer Entfernung quasi „unsichtbar“ machte. Ein weiteres Handicap trat für alle auf, die sich auf die Positionsangabe verließen, die Jens vom Zielkreuz aus durchfunkte. Das Globale Positions System [GPS] ist eine Einrichtung der USA-Streikräfte und die spielten uns einen Streich, den wir schon lange nicht mehr erfahren mussten. Vermutlich dachten die Strategen im Pentagon, dass es an so einem Sonntag niemanden groß stören würde, wenn sie die Satellitendaten um rund 1,5 km manipulieren!

Mit großer Spannung erwartete ich bei der Siegerehrung die offizielle Bekanntgabe des Ergebnisses. Von den mehr als 20 Ballonteams am Start warfen lediglich zwei ihren Marker ab: Pilot Thomas Blümel schaffte es bis auf 25 m ans Ziel und ich hatte eine Ablage von 4,61 m erzielt! Als Sieger erhielt ich eine wunderbar warme Jacke, ein Einzelstück mit dem Signet des FrankenBallonCups 2003 auf dem Rücken. Für solche Preise lohnt sich nach meiner Meinung der Wetteifer mehr als für einen Preis, der nur so in der Wohnung rumsteht. Auch das Vorrecht, im nächsten Jahr als Fuchsballonpilot starten zu dürfen erachte ich als ein schönes Privileg!

Mein Dank geht an:

  • die vielen ehrenamtlich tätigen Mitglieder vom Ballonfahrverein Nürnberg e.V., die bei Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung ihren reichlichen Erfahrungsschatz der bisher ausgerichteten Wettfahrten vorbildlich miteinbrachten,
  • die Flugwetterberater des Deutschen Wetterdienst in München, Leipzig und Offenbach für die eifrige Hilfestellungen bei den Fahrtvorbereitungen,
  • die Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung und die Mitarbeiter vom Flughafen Nürnberg für all die freundliche Unterstützung
  • meinen Verfolger Uwe Stemmle, der den Stau unter unserem Ballonkorb auf der A3 elegant umfahren hat und sich geduldig bereit hielt, bis ich nach einer Stunde und 55 Minuten „endlich“ wieder landete,
  • alle meine Passagiere, ohne deren Mithilfe der Auf- und Abbau des größten Ballons im Teilnehmerfeld nicht möglich gewesen wäre,
  • Siggi Zimmermann, die ohne das es abgesprochen war am Landeplatz auftauchte und tüchtig beim einpacken half,
  • das Luftfahrtunternehmen Ballonfahren macht Spaß (www.ballonfahren.de) für die Beschaffung und Bereitstellung des neuen Ballons „Loony“ [D-OICR],
  • Christian Muth, der in diesem Winter den Loony-Ballon bereits zweimal nach Alpenüberquerungen wieder in lufttüchtigem Zustand ins Nürnberger Land zurück brachte,
  • unsere besten Piloten im Ballonfahrverein Nürnberg, Thomas Fink und Uwe Schneider, dafür, dass sie die Kraft und Geduld aufbrachten mich zum Ballonpiloten auszubilden und außerdem dafür, dass sie beide dieses mal beim FrankenBallonCup nicht teilgenommen haben.